–
Niederösterreichs rote Ecke
Carnuntum ist das einzige Weinbaugebiet in Niederösterreich, das mehrheitlich Rotwein produziert, es hat mit 26% den höchsten Zweigelt- und mit knapp 10% den höchsten Blaufränkisch-Anteil.
Zweigelt und Carnuntum – das ist eine ideale Beziehung, in der jeder Partner die Vorzüge des anderen zum Strahlen bringt. Für die sensible Beerenhaut des Zweigelt ist die Korridorstellung von Carnuntum zwischen den Alpen und den Karpaten ein Geschenk. Denn die starken Luftströmungen trocknen Regen oder Nebel in Windeseile ab, sodass es kaum zu Infektionen kommt. Die Wurzeln des Zweigelt aber, die wünschen sich Feuchtigkeit während der Vegetationszeit. Und das garantieren die lehmigen Böden im Arbesthaler Hügelland. Dass sich der Zweigelt in Carnuntum besonders wohl fühlt, das erkannten die Winzer schon früh. Im Jahr 1992 gründeten sie den Verein der Rubin Carnuntum Weingüter und kreierten eine der erfolgreichsten Gebietsmarken Österreichs – auf Basis von Zweigelt: Rubin Carnuntum.
Man wollte aber nicht nur einen kommerziell erfolgreichen, charmanten und trinkfreudigen Wein machen, sondern das Potential der Sorte ausreizen. Eine Arbeitsgruppe wurde gegründet, die herausfand, in welchen Lagen, auf welchen Böden, in welchem Rebalter, unter welchen Vinifizierungsmethoden, bei welchem Ausbau, der Zweigelt zu ungeahnter Größe wuchs.
Parallel dazu wurde mit dem österreichischen Geologie-Institut eine großangelegt Bodenstudie durchgeführt. Bodentypen, Wasserleitfähigkeit, Wärmespeicherfähigkeit sowie eine Analyse der mineralischen Komponenten wurden penibel erforscht. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse führten zu einem neuen Fokus bei den Winzern: Die Arbeit mit und in den Einzellagen. Seit dem Jahr 2018 sind neun Rieden aus Carnuntum als “Erste Lagen” der Österreichischen Traditionsweingüter klassifiziert.
Zu den klassifizierten Lagen der Österreichischen Traditionsweingüter lesen Sie hier mehr dazu.
Der Blaufränkisch musste noch ein bisschen länger warten, bis er Aufmerksamkeit erhielt. Zwar wurde die Sorte schon seit mehr als hundert Jahren an den Abhängen der Karpaten (Hundsheimerberg, Spitzerberg) kultiviert. Applaus erhielt er aber erst ab den 2010ern, als internationale Experten wieder Rotweine mit Säurebogen präferierten. Sehr karge kalkige Böden, extreme Windexposition und fordernde Trockenheit führen zu kleinen Erträgen mit großer Konzentration und einer ganz eigenen Stilistik.
In den letzten Jahren haben sich die Betriebe rebstrukturiert, neu positioniert und die Weichen für die Zukunft gestellt. So liegt der Fokus nun deutlich auf Rotwein. Die Vielfalt der Region ermöglicht es, Rotweine, ob reinsortig oder cuvéetiert, zu den besten Österreichs werden zu lassen.
Districtus Austriae Controllatus – gut durchdacht!
Seit 2019 hat Carnuntum – nach vielen Jahren des Diskutierens und Ringens um die perfekte Lösung – seinen eigenen DAC Status. “Carnuntum” steht nun nur noch auf Etiketten von Weinen, die mehrheitlich aus den regionalen Sorten gemacht werden. Beim Rotwein sind es Zweigelt und Blaufränkisch, die zumindest zu zwei Drittel einen Carnuntum Wein dominieren. Internationale Sorten dürfen bis zu maximal einem Drittel darin vorkommen.
Die gleiche Regelung gilt auch für den weißen Carnuntum: zwei Drittel müssen aus Grünem Veltliner und/oder Burgundersorten gemacht werden.
Alle anderen Weine tragen ab sofort die nächst größere geografische Herkunft am Etikett: Niederösterreich.
Kontinentales Klima bei rund 330 Windtagen
Was diese Region so besonders macht, ist das kontinentale Klima. Während das Nordburgenland die moderierende Wirkung des Neusiedlersees spürt, ist Carnuntum durch das Leithagebirge von den feuchten Luftmassen abgetrennt. Die Brucker Pforte – die Öffnung zwischen Karpaten und Alpen wirkt wie ein Korridor, in dem ständig Wind herrscht. Entweder kommen atlantische Luftmassen aus dem Westen und strömen Richtung Südosten. Oder umgekehrt: Trockene Winde aus der südöstlichen pannonischen Tiefebene stürmen Richtung Donautal. Die ständige Windzirkulation, gepaart mit großen Temperaturunterschieden und hoher Sonnenstundenanzahl, macht Carnuntum zu einem genialen Rotweingebiet, das nicht nur mit Reife sondern auch mit Frische und Kernigkeit aufwarten kann.
Man spricht hier vor allem von einem großen Tag-Nacht-Gefälle. Denn die wirklich heißen, trockenen Sommertage erreichen oft Temperaturen von bis zu 40 °C. Abends kühlt es dann merklich ab, vor allem auch dank der nahen Donaauen und des Maria Ellender Waldes. Die bringt die gewisse Spannung in die Weine, die für Carnuntum so typisch ist, und eine Kernigkeit die Frische und Struktur vermittelt.
Geologisch betrachtet – ein Weinbaugebiet mit großen Unterschieden
Der Weinbau in Carnuntum wird vorwiegend in zwei Arealen durchgeführt. Im Arbesthaler Hügelland und an den Hundsheimer Bergen. Rund um Arbesthal, Göttlesbrunn und Höflein finden sich teils schottrige Böden vom Fluss der Urdonau, teils lehmige oder lösshaltige Böden, die eine gute Versorgung der Reben garantieren.
Im Osten, am Spitzerberg und am Hundsheimer Berg findet man Kalkböden und am Braunsberg Granitböden. Hier bindet der Boden nur wenig Wasser. Die extrem windexponierten Lagen bringen in Verbindung mit hohen Sommertemperaturen engmaschige Weine mit erfrischendem Säuregerüst.
Weinstilistik “back to the roots”
Freilich liegt es schließlich auch am Winzer, ob er es schafft, möglichst wenig einzugreifen und dem Wein die Möglichkeit zu geben, seine Herkunft auszudrücken. In Carnuntum hat sich die Stilistik der Vinifizierung in den letzten zwei Jahrzehnten stark gewandelt. Die Winzer arbeiten akribisch an der besonderen Herkunft, in Verkostungs- und Diskussionsrunden werden Erfahrungen ausgetauscht.
Eine der wesentlichsten Veränderungen ist die Vergärung in kleineren Chargen. Ob man ganze Beeren mazeriert, sie anquetscht oder manchmal sogar ganze Trauben mit Stielgerüst verarbeitet, die Gärtemperaturen werden meist kühl gehalten, um die Vielschichtigkeit der Trauben herauszuarbeiten. Die Arbeit mit natürlichen Hefen verlangsamt den Prozess der Erwärmung. Durch die Rücknahme von Technologie und vermehrte Handarbeit im Keller ist eine sanftere Extraktion gewährleistet. Das händische Untertauchen des Maischekuchens unterstützt beispielsweise die Struktur und Länge des Weines. Auch beim Ausbau setzt man vermehrt auf größere, vor allem österreichische Holzfässer, die eine langsame Reifung und damit engmaschigere Weine garantieren.
Aktuelle Jahrgänge, die weltweit faszinieren
Grundsätzlich präsentieren sich die aktuellen Jahrgänge – wie etwa 2018 – sehr saftig und zugleich stoffig, aber keinesfalls opulent. 2018 ist in Carnuntum ein hervorragender Jahrgang mit sehr harmonischen Weinen, die Intensität und besondere Lagerfähigkeit mit sich bringen. 2017 hingegen zeigt sich mit etwas mehr Säure und wirkt somit etwas straffer.
For tasting samples or high resolution photos please contact Christina Pauschenwein:
Fischamender Straße 12/3
2460 Bruck an der Leitha
Österreich