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Seit längerem verfolgen die Winzer von WienWein das Ziel, für das Weinbaugebiet Wien eine Lagenklassifizierung nach internationalem Standard zu etablieren.
„Die Herkunft ist das entscheidende Qualitätskriterium eines Weins“, beschreibt Fritz Wieninger (Weingut Wieninger) die Philosophie, „die Lage entscheidet über Charakter, Reifepotenzial und alle aromatischen Besonderheiten.“ Winzerkollege Thomas Huber (Weingut Fuhrgassl-Huber) ergänzt: „Die Weinliebhaber suchen immer stärker authentische Weine mit klarer Herkunft.“ Und Gerhard J. Lobner(Weingut Mayer am Pfarrplatz) betont: „Deshalb ist das Projekt der Lagenklassifizierung in erster Linie eines, das die Zukunft des Wiener Weins in einem dynamischen weltweiten Markt sichern soll. Wir wollen den Wiener Weinbau langfristig auf stabile Beine stellen, um international konkurrenzfähig zu bleiben.“
Wien verfügt über einzigartige Lagen, das ist den Winzern seit langem bekannt.
In einem ersten Schritt wurden zunächst ausschließlich die Lagen der WienWein Mitglieder klassifiziert. „Es steht aber jedem Wiener Weinbaubetrieb offen, sich dem Projekt anzuschließen“, lädt Thomas Podsednik (Weingut Cobenzl) weitere Weingüter ein. Die Anforderungen sind streng: Die ausgewählten Lagen müssen nicht nur geologisch und klimatisch erstklassige Voraussetzungen liefern, sondern auch über mindestens drei Jahre hinweg beweisen, dass die dort gewachsenen Trauben ganz außerordentliche Weinqualitäten aufweisen. Klassifiziert wurden bisher nur Lagen, auf denen Wiener Gemischter Satz, Grüner Veltliner, Riesling und Weißburgunder wachsen. Lagen mit roten Sorten wurden bis dato noch nicht klassifiziert.
Wien verfügt über ein exaktes Rebflächenverzeichnis. Jeder Weingarten wird mit einer Grundstücksnummer hinterlegt, die Grenzen sind genau definiert. Damit hat Wien ideale Voraussetzungen für eine Lagenklassifizierung, die in anderen Regionen erst noch geschaffen werden müssen. Allerdings ist auch die Vielfalt entsprechend groß: Es gibt aktuell 145 abgegrenzte Rieden in 8 Bezirken. Der Großteil davon liegt im 19. Bezirk (86 Rieden), im 21. Bezirk (33 Rieden) und im 23. Bezirk (11 Rieden).Von den 145 Lagen insgesamt wurden nun 12 Lagen als „Erste Lagen“ klassifiziert.
Am Nussberg: Preussen, Rosengartl, Langteufel, Ulm und Gollin
In Grinzing: Seidenhaus, Schenkenberg, Steinberg
Am Bisamberg: Wiesthalen, Falkenberg
Am Maurerberg: Sätzen, Himmel
637 Hektar bepflanzte Rebfläche gibt es derzeit in Wien. Die Gruppe WienWein bewirtschaftet derzeit eine „Erste Lagen“ Fläche von rund 18,4 Hektar, das sind 2,9 Prozent.
Die Klassifizierung soll helfen, bei den Konsumenten das Bewusstsein für die Wiener Weinlagen neu zu wecken. „Bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war es ganz normal, Wein nach seiner Herkunft zu benennen“, sagt Winzer Rainer Christ (Weingut Christ), „die Menschen tranken ‚einen Nussberger’ oder ‚einen Neustifter’, oder verlangten ‚einen Bisamberger’. Erst später wurde es üblich, nach Sorten oder nach Winzern zu bestellen. Insofern ist die Betonung der Herkunft eine Rückkehr zu einer bewährten Tradition.“ Durch die Lagenklassifikation sollen die alten Rieden-Namen und ihre Charakteristika wieder mehr Bekanntheit erlangen.
Nach der Vision der WienWein Winzer sieht das Langzeitprojekt der Lagenklassifizierung fünf Stufen der immer engeren Herkunftsbezeichnung vor:
Gebietswein, Ortswein, Riedenwein, Erste Lage und Große Lage. Bisher wurden noch keine „Großen Lagen“ definiert. „Große Lagen zu klassifizieren, das bleibt ein Ziel für die Zukunft“, betont Michael Edlmoser (Weingut Edlmoser), „sie werden sich aus den ‚Ersten Lagen’ entwickeln, wenn wir in einigen Jahren feststellen, dass Weine unter ihnen noch einmal deutlich herausragen.“
Die „Ersten Lagen“ der WienWein Winzer sind also nur der Anfang eines langen spannenden Prozesses. Ab September 2018 werden Wiener Weine mit der Bezeichnung „Erste Lage“ erstmals im Handel erhältlich sein.
For more informations please contact Ute Watzlawick:
Über WienWein:
Die Winzergruppe WienWein wurde 2006 gegründet, um neue Qualitätsstandards für den Wiener Wein zu setzen. Die sechs Weingüter (Edlmoser, Christ, Wien Cobenzl, Fuhrgassl-Huber, Mayer am Pfarrplatz, Wieninger) demonstrieren in beeindruckender Weise wie effektiv es ist, wenn sich Weingüter zusammenschließen und Kräfte bündeln. Dank gemeinsamer Anstrengung hat sich das ehemals „einfache“ Produkt, der „Wiener Gemischte Satz“, zu einer hochwertigen, regionaltypischen Rarität entwickelt, die in ganz Österreich begehrt und international gesucht wird. Die WienWein Winzer bewirtschaften heute gemeinsam rund 280 Hektar Rebfläche, das sind rund 40 Prozent der gesamten Rebfläche des Weinbaugebietes Wien.