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Hermann Fercher: „Man muss es erleben!“

von Marion Topitschnig
Hermann Fercher, CEO Lech Zürs Tourism
Hermann Fercher welcomes the jury of the Best Bottle Award

Der Lech Zürs Tourismus CEO erzählt im Interview, wie das Bergdorf zum international gefragten Hotspot für Gourmets und Weinliebhaber:innen wurde, auf was es beim Wintertourismus der Zukunft ankommt und welche Highlights bei der diesjährigen Ausgabe von Arlberg Weinberg auf die Gäste warten.

Weltgourmetdorf – das Synonym, das gerne für den 1.500 Einwohner-Ort Lech Zürs am Arlberg verwendet wird, kommt nicht von ungefähr. Mehr als 50 Gault&Millau-Hauben vereinen die Spitzenrestaurants auf sich. Und trotz des internationalen Flairs mit Gästen aus aller Welt, hat sich Lech seinen Dorfcharakter erhalten. „Lech Zürs ist der Inbegriff eines perfekten Feriendorfes“, bringt es Hermann Fercher auf den Punkt. In seiner Funktion als Tourismus-Chef weiß er natürlich auch, wie Lech zum DER Destination für gehobenen Wintertourismus für ein Gourmet-Publikum wurde. „In den 1950’er-Jahren entdeckte ein sehr anspruchsvolles Klientel Lech für sich. Sehr reiche Persönlichkeiten aus Metropolen wie London, New York oder auch Hamburg kamen zu uns und brachten eine gewisse Erwartungshaltung mit – auch was die Kulinarik betrifft. Und die Lecher verstanden es, diesen Wunsch nach Spitzenkulinarik zu erfüllen“, erinnert sich Fercher.

Jancis Robinson MW
Jancis Robinson MW was one of the most famous participants in Arlberg Weinberg 2022. © © Anna Stöcher

Geballte Wein- und Gourmet-Kompetenz

In die „Genuss-Kerbe“ schlägt auch das 2015 initiierte Veranstaltungsformat Arlberg Weinberg, das seitdem alljährlich zum Saisonstart im Dezember stattfindet. „Die Grundidee war, Wirte und Winzer in einer für beide ruhigeren Zeit zusammenzubringen. Für die Gastronomen ist es die Vorsaison, die Winzer haben die meiste Arbeit hinter sich und sollten nach Lech kommen, um sich zu erholen“, erzählt Fercher. Die geballte Weinkompetenz in Kombination mit der Lecher Spitzenkulinarik würde aber sicher auch die gourmetaffinen Gäste ansprechen, und so wurde aus der „Erholungsidee eine Geschäftsidee“. Was einst als „einfaches und freundschaftliches“ Zusammenkommen gedacht war, hat sich laut Fercher zu einem „hochprofessionellen und vielfältigen Event-Reigen“ entwickelt, der die „gesamte Bandbreite am Genuss-Spektrum“ abdeckt.

„Nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung.“

Das Programm – heuer gibt es insgesamt 34 Wein- und Kulinarikveranstaltungen – braucht rund ein Jahr Vorlaufzeit und wartet auch 2023 wieder mit zahlreichen Highlights auf. Portwein ist mit Sicherheit eines der meistunterschätzten Themen der Weinwelt, daher freue ich mich besonders, dass wir bei Arlberg Weinberg diesen Schwerpunkt setzen“, so Fercher. Und analog zur Nachhaltigkeits-Strategie von Lech passe der Sanfte Rebschnitt perfekt ins Programm. „Der Best Bottle Award ist für mich persönlich auch jedes Jahr ein Highlight, weil hier das Herzblut der Gastronomie und Hotellerie dranhängt.“ Besonders lustig und mitunter ausgelassen sei die Stimmung beim mittlerweile schon legendären Köstlichen Ring: „Bereits nach der zweiten oder dritten Station geht es sehr lustig zu und am Ende sind dann alle ganz überwältigt und fertig von den vielen guten Weinen und der Kulinarik.“

Journalists and wine experts from all over the world make the pilgrimage to Arlberg Weinberg in Lech in December..
Journalists and wine experts from all over the world make the pilgrimage to Arlberg Weinberg in Lech in December.. © Anna Stöcher

Herausforderungen, Strategien und Visionen

Überwältigt könnte man auch angesichts der aktuellen Herausforderungen sein, mit denen sich Touristiker:innen, insbesondere jene in Wintersportgebieten, konfrontiert sehen. „Wir glauben an den Fortbestand und die Attraktivität des Wintertourismus“, betont Fercher, es seien aber erste Änderungen im Buchungsverhalten spürbar. Die Wintersaison in Lech geht von 1. Dezember 2023 bis 21. April 2024, „die Ferienzeiten sind nach wie vor sehr gut gebucht, aber wir merken, dass die Leute davor, danach bzw. dazwischen viel häufiger sehr kurzfristig planen.“ Abseits der Skisaison brauche es Anreize, um nach Lech zu kommen – wie Arlberg Weinberg – und Formate, die unabhängig vom Wintersport funktionieren. Für die Nachsaison wurde in Lech so beispielsweise das Musikfestival Tanzcafé Arlberg ins Leben gerufen.

„Einer unserer strategischen Schwerpunkte ist sicher auch das Herbstgeschäft“, berichtet der Tourismus-Experte, die Hauptzielgruppe seien hier Tagungsgäste, denen man mit den Lechwelten – die Eröffnung ist für Mitte 2024 geplant – die perfekte Infrastruktur bieten kann.

Wenn Hermann Fercher in die Zukunft denkt, so ist ein Thema besonders präsent: Nachhaltigkeit. „Wir streben eine Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen an“, berichtet er. „Wir haben aber auch schon viel im Sinne der Nachhaltigkeit erreicht, etwa ein autofreies Oberlech. Und wir sind mit unserem eigenen Biomasse-Heizwerk auch heizautonom.“ Vor allem bei den bereits angesprochenen Tagungsgästen und Firmen seien Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein immer wichtiger und werden bei Buchungen auch konkret nachgefragt. Bei privaten Gästen hingegen habe das allerdings noch keine feststellbare Buchungsrelevanz. „Hier wird sich aber die Gesellschaft und wir als Ort bestimmt weiterentwickeln.“

A moment of private luxury: Jancis Robinson MW meets world champion sommelier Marc Almert
A moment of private luxury at Arlberg Weinberg: Jancis Robinson MW meets world champion sommelier Marc Almert. © Anna Stöcher

Auch Themen wie Teuerungen und Inflation würden in Lech Zürs weniger spürbare Auswirkungen haben. „Lech positioniert sich als Refugium für Private Luxury Moments und unsere Gäste sind bereit, für diese besonderen Momente entsprechend Geld auszugeben“, weiß der Tourismus-CEO.

Und am Ende des Interviews teilt Hermann Fercher noch seinen ganz persönlichen Genussmoment: „Als Jäger liebe ich perfekt zubereitete Rehmedaillons mit einem guten Rotkraut und dazu den Salzberg von Gernot Heinrich.“